P. Herbert Douteil CSSp
Bauernhof der Hoffnung im Bau
Diözese Cruzeiro do Sul / Brasilien

Missionsarbeit am Oberlauf des Amazonas

Stabübergabe am Alto Juruá
Cruzeiro do Sul, den 5.11.2015

Nachruf auf Pater Raphaël Germain Bremont

Pater Raphaël Germain Bremont

Am Dienstag, den 27. Oktober, erreichte uns aus Rom ein Telefonat, mit dem uns mitgeteilt wurde, dass am Vortag im Alter von 80 Jahren und zwei Tagen unser Mitbruder Pater Raphaël Germain BREMONT in Langonett, dem Altenheim der französischen Provinz, gestorben war. P. Germano, wie wir ihn hier nannten, war am 24.10.1935 auf der Insel Mauritius im Indischen Ozean geboren. Seine Familie wanderte nach Frankreich aus, wo Germano die Spiritaner kennenlernte und bei ihnen eintrat. Er wurde 1963 in Chevilly zum Priester geweiht und ging dann zunächst in die Mission nach Congo-Brazzaville, machte 1974 in Paris seinen theologischen Doktor, und arbeitete dann wieder in Congo-Brazzaville, darauf kurze Zeit in Frankreich, dann in Brasilien. Hier zunächst von 1979-1981 in São Paulo, dann in Manaus und hier in Cruzeiro do Sul, wo er von 1983 bis 1998 das große Seminar der Diözese leitete. In den Jahren 1995-1998 war er im Séminaire Français in Rom als Professor der Theologie tätig, bis er 1998 wieder nach Cruzeiro zurückkehrte, wo er bis 2007 erneut Professor für Theologie im hiesigen Seminar war. Alters- und gesundheitsbedingt kehrte er in seine Heimatprovinz zurück, machte sich noch zwei Jahre als Bibliothekar des Mutterhauses nützlich, ehe er 2009 ins Altenheim der französischen Provinz umzog – und von dort am 26. Oktober – wie wir fest glauben, in den Himmel.

Uns allen hier im Acre, war Germano ein guter Mitbruder und Freund und in jeder Beziehung ein großartiges Beispiel. Es machte ihm überhaupt nichts aus, dass er nicht anerkannt, ja manchmal sogar verkannt war. Kaum einer wusste, dass er Doktor der Theologie war, obwohl jeder von uns wusste, dass er mit aller Kompetenz alle Fächer der Theologie und Philosophie dozierte. Er sah überhaupt keinen Grund, mit seinen universellen Kenntnissen zu prunken. Er war einfach ein großer Spiritaner, der keine Ansprüche stellt, der der Ortskirche den Weg bereitet – und der dann, wenn er selbstverständlich seine Pflicht getan hat, einfach zurücktritt. Vielleicht war er manchmal etwas schrullig, doch das haben Genies, wie er eines war, manchmal an sich. Möge er auf uns und auf die von ihm ausgebildeten jungen brasilianischen Priester vom Himmel herabschauen und ihnen allen Segen erflehen, dessen sie bedürfen!

P. Bermes erzählt Laienspiritanern von seinem Werdegang als Spiritaner

Pater Douteil und Pater Bermes

Am Freitag, den 30. Oktober, trafen sich hier im Haus wieder die Laienspiritaner. Acht der insgesamt siebzehn Mitglieder der Gruppe waren gekommen – sieben Männer, eine Frau. Es ist ein wirklicher Einzelfall in der ganzen Kongregation, dass bei dieser unseren Gruppe die Männer so vollkommen in der Überzahl sind. Als Sondergast hatten wir dieses Mal Pe. Pedro Bermes bei uns, der in sehr beeindruckender und sehr schlichter Weise von seinem Werdegang als Spiritaner erzählte, wo er einmal als Spätberufener eingetreten war, nachdem er wegen einer sehr schweren Krankheit eine der Pflegekräfte, die ihn mit so unendlicher Liebe und Geduld betreut hatte, beobachtet und durch sie zur Frage gekommen war, ob er nicht auch eine solche Berufung haben und ausüben könnte, die ihn mehr ausfüllen würde als das Schuhmacherhandwerk, das er erlernte – er habe sich in Knechtsteden angemeldet, habe dort studiert, sei in die Mission nach Südbrasilien geschickt worden, wo er bald die Not der Menschen ohne jedes Krankenhaus kennengelernt habe.

Er habe einen Gesundheitsposten zu einem Hospital ausgebaut, und als hier im Acre ein Priester gebraucht wurde, habe er sich zur Verfügung gestellt, habe sehr viele Desobrigen gemacht und sich neben der Seelsorge immer mehr auf das Heilen durch die bioenergetische Methode spezialisiert, die er jetzt auch in Jordão, einer Außenstation von Tarauacá, wo er der erste Priester mit festem Wohnsitz sei, ausübt. Zwei der Laienspiritaner bestätigten sogleich, dass er sie erfolgreich von ihren chronischen Schmerzen befreit habe – ein dritter wurde gleich an Ort und Stelle von seinen aktuellen Beschwerden geheilt.

Jahresversammlung der Mitbrüder vom Alto Juruá

Vom 2. bis zum 4. November fand hier in unserem Distriktshaus in Cruzeiro do Sul die Jahresversammlung unserer Gruppe statt, zu der bis auf den kranken Bischof Ludwig Herbst, der am 23. November 90 Jahre alt wird, alle Mitglieder gekommen sind. Früher war dies nicht so selbstverständlich wie heute, wo wir Mitbrüder in allen Pfarreien hatten und diese mit dem Flugzeug geholt werden mussten. Nun haben die Weltgeistlichen bis auf zwei all diese Pfarren übernommen – wir haben noch die Pfarrei in Tarauacá mit der Außenstelle Jordão und hier in Cruzeiro die Pfarrei von Aparecida, in der auch unser Seminar liegt. Da die Transamazônica von Tarauacá bis hier noch einigermaßen befahrbar ist, kamen die drei Mitbrüder, die dort arbeiten, und Pater Pedro Bermes mit dem Auto. Pedro war zwei Tage vorher mit dem Flugzeug von Jordão nach Tarauacá gekommen.

Mitbrüder der Gruppe vom Alto Juruá
Mitbrüder der Gruppe vom Alto Juruá: Pe. Afonso Pucuta – Pe. Pedro Bermes – Pe. Carloshenrique Schader – Br. Alberto Arns – Pe. Inácio Boamah, der neu gewählte Obere der Gruppe – Pe. Christophe Kayembe Munkinda – Pe. Silvestre Boamah - Pe. Joaquim Seifert – Pe. Sebastião Bonjour, der emeritierte Obere – Br. Luis Lima da Silva – Pe. Herbert Douteil

Am Montagabend zelebrierte unser Bischof Mosé, der ja auch Spiritaner ist, die Eröffnungsmesse, am Dienstag gab Pe. Douteil zunächst eine geistliche Einführung in das Schreiben des Hl. Vaters über die „Freude des Evangeliums“, das für uns Missionare so bedeutsam ist, weil es uns auf die Quelle und den Grund und das Ziel unseres missionarischen Tuns verweist. Der Obere, Pe. Sebastião, gab einen umfassenden Rechenschaftsbericht, Bruder Albert legte die wirklich nicht rosige finanzielle Lage der Gruppe dar und verwies darauf, dass wir praktisch ohne nennenswerte Rücklagen einzig von den monatlichen Mieteinnahmen der Räume der Polyklinik in unserem alten Kleinen Seminar hier beim Haus leben – weitere Einnahmen hätten wir nicht, so dass es schwierig werden wird, wenn die jungen afrikanischen Mitbrüder, die hier ihre Ersterfahrung machen, etwa ihren Heimaturlaub machen oder auch an den Treffen der anderen jungen Mitbrüder in Südbrasilien teilnehmen wollten.

Mit diesen jungen Mitbrüdern lasen wir die vom Mutterhaus erarbeiteten Richtlinien für die Zeit ihres Ersteinsatzes, machten uns selbst klar, was dort gefordert und vorgeschlagen wird, versuchten auch die Fragen der jungen Mitbrüder zu klären. – Beim „Echo aus den Gemeinschaften“ sprachen wir in aller Offenheit über unsere Arbeit und unser gemeinsames Leben und Beten – nicht alles ist ja vollkommen, wie es bei Menschen nun einmal ist, und von einem gewissen Alter ist es wohl nicht mehr möglich, eine Person zu ändern, wohl aber besser zu verstehen und damit auch besser zu ertragen.

Die Wahl eines neuen Obern der Gruppe wurde notwendig, weil Pe. Sebastião wegen der Überforderung als Pfarrer der sich stark entwickelnden Pfarrei von Tarauacá sich außer Stande sieht, sich für eine weitere Amtszeit zur Verfügung zu stellen. Bereits im ersten Wahlgang wurde mit neun von elf Stimmen Pe. Inácio Pacheco, der aus Angola stammende Pfarrer von Aparecida, der vor sechs Jahren erst zu uns gekommen war, zum neuen Obern der Gruppe gewählt. Zum Rat gehören Pe. Douteil und Bruder Luiz und als Ökonom Bruder Albert Arns.

Eine lange Debatte gab es über unser Seminar. Denn da wir keinen Ausbilder mehr hatten, musste es in diesem Jahr geschlossen bleiben. Alle älteren, besonders auch die jungen afrikanischen Mitbrüder setzten sich dafür ein, dass wir das Seminar wieder eröffnen müssten. Denn wenn wir keine Ausbildung mehr hätten, hätten wir ja auch keine Zukunft und uns selbst aufgegeben. Nach langem Zögern gab Bruder Luiz die einstweilen noch bedingte Zusage, dass er wieder das Seminar leiten würde, wenn die Mitbrüder in der benachbarten Pfarrei von Aparecida ihm hülfen. Doch müssten wir erst einmal den Kontakt mit jenen Jungen wieder aufnehmen und verstärken, die sich in der letzten Zeit gemeldet hätten und sehen, ob sie überhaupt eine Berufung hätten. Auch müssten wir uns entscheiden, ob wir nicht wieder diese Jungen hier in Cruzeiro do Sul entweder im Seminar der Diözese oder in einer Fernuniversität die Philosophie studieren lassen sollten, um sie erst dann, wenn sie in ihrer Berufung gefestigter wären, nach São Paulo ins Große Seminar der brasilianischen Provinz zu entsenden, wozu sie dann automatisch gehören würden.

Die Versammlung endete mit einer konzelebrierten Messe, bei der Pe. Inácio, der neue Obere der Gruppe der Hauptzelebrant, der Geburtstagsjubilar Pe. Joachim, der an diesem Tag sein 77. Jahr vollendete, sein besonderer Konzelebrant war. – Das Jubiläumsfoto zeigt mehr als überdeutlich, dass hier im Acre für die Spiritaner die Zukunft wirklich „schwarz“ ist – die fünf deutschen Mitbrüder haben ein Durchschnittsalter von 76 Jahren – wenn wir den kranken Altbischof Herbst noch hinzudenken, liegt dieses Alter bei 79 Jahren – in der Mitte liegen der jetzt emeritierte Obere Pe. Sebastião mit 56 und Bruder Luiz mit 55 Jahren, die vier afrikanischen Mitbrüder haben ein Durchschnittsalter von weniger als 35 Jahren.

Im Januar erwarten wir den offiziellen Besuch von Pe. Maurício Shortall, des für uns zuständigen Mitbruders im Generalrat. Mit ihm werden wir alle Fragen besprechen – mit ihm werden wir unsere Erfahrungen tauschen und überlegen, ob es eine Zusammenführung unserer Gruppe mit der brasilianischen Provinz geben kann oder eventuell auch mit der Gruppe in Bolivien. Wir werden also sehr um die Hilfe und das Licht des Heiligen Geistes bitten müssen!