P. Herbert Douteil CSSp
Diözese Cruzeiro do Sul / Brasilien

Missionsarbeit am Oberlauf des Amazonas

Ausbau der Transamazônica zwischen Liberdade und Tauarí - AC
Die letzte, gestern beendete Seelsorgereise zum Rio Tauarí und zu Gemeinden im Siedlungsge­biet Santa Luzia hatte nicht den Zweck, den Stand der Bauarbeiten der Transamazônica zu über­prüfen – Sinn und Zweck war der seelsorgerliche Besuch der entlang der Transamazônica woh­nenden Menschen, die in der Regenzeit bisher nicht erreicht werden konnten. Es sind relativ kleine Gemeinden im Siedlungsgebiet Taquari am Tauarí, an den Flüsschen Botinho und Boto, an der Grenze des Seringals des Liberdade und in den entferntesten Teilen der Siedlungs­wegen 7, 2, 4 und 13.

Die starke Trockenzeit, welche trotz der tiefen Regenrillen auch die Siedlungswege befahrbar machte, musste genutzt werden. Praktischer Nebeneffekt: Auf diese Weise konnte ich sehen, wie die aus Goiás kontraktierte Straßenbaufirma Construmil arbeitet und ob sie den von der Regierung des Acre vorgegebenen Zeitplan in etwa einhalten kann. Demnach soll sie den 50 km langen Streckenabschnitt zwischen Liberdade und Tarauacá noch in diesem Jahr ausbauen. Die anderen 100 km sollen von zwei anderen Firmen vollendet werden; eine davon gehört dem früheren Gouverneur des Acre, Orleir Cameli. Von der Interamerikanischen Entwicklungsbank sind schon im letzten Jahr zusätzlich zu den früher bewilligten Geldern weit über einhundert Millionen US$ an Geldern für die Fertigstellung der Transamazônica zugesagt worden - die Regierung des Acre zögerte nicht, die früheren Pla­nungen sofort in die Tat umzusetzen.

Wenn man, von Rio Branco kommend, den Tauari überquert, sieht man das Schild, welches den Streckenabschnitt, der von der Construmil bearbeitet wird, markiert. Zunächst ändert sich nichts Wesentliches: Die Durchbrüche der oft steilen und bis zu dreißig Meter hohen Hügel weisen noch darauf hin, dass die alte Straße ein enger Hohlweg war, der sich in einem unendlichen Hinauf und Hinunter durch das hügelige Gelände schlängelte. Erst nach ungefähr 25 km trifft man auf den Beginn der vom Liberdade her vorgetriebenen Erdarbeiten zur Verbreiterung der Fahrbahn und zur Einebnung der Hügel.

Etwa neun Kilometer weiter sieht man die riesigen Baumaschinen vor sich, welche in der letzten Regenzeit den über 3.500 km langen Weg auf riesigen Schubschiffen von Südbrasilien über Manaus und den Juruá nach Cruzeiro do Sul geschafft worden waren: Die Scrapper können jeweils bis zu zehn Kubikmeter Erdreich aufnehmen, müssen aber von starken Raupenschleppern angeschoben werden, damit sie ihre tonnenschwere Ladung abtransportieren können. Bis zum Tauarí haben sie noch sehr, sehr viel Erdreich zu bewegen; und zuvor müssen noch sehr viele Wasserdurchlässe fundamentiert und gelegt werden, damit die Regenmassen, welche in der Regenzeit die kleinen Bäche zu reißenden Flüssen machen können, abgeleitet werden.

Nach 46 km Fahrt sind wir endlich bei der für die Asphaltierung vorbereiteten Erdbahn angelangt. Ob sie noch in diesem Jahr ihre Asphaltdecke bekommen wird, weiß im Moment nur der liebe Gott. Auf jeden Fall wird die Straße wesentlich teurer werden und viel länger dauern, als früher einmal geplant. Am Liberdade steht noch das Schild, welches seit 2002 für den Bau der Brücke ankündet: Baubeginn: 21.09.02 – Bauzeit: 360 Tage – Baukosten: 2.183.814,70 R$ - damals waren es ca. 625.000 Euro. Wenn man, wie die Firma verlauten lässt, heute für ein Zehnfaches die Brücke bis Ende August vollenden kann, dürfte sie nicht zu teuer geworden sein! Und nur wenn die diesjährige, so starke Trockenzeit bis Ende Oktober anhält, dürften auch die Erdarbeiten dem Zeitplan entsprechend vollendet werden können.

Wie die Transamazônica früher einmal aussah, können wir am nächsten Tag bei der Fortsetzung der Fahrt bei den Besuchen der Gemeinden in den Siedlungswegen 7 und 2 sehen: Die letzten Meter bis zur Schule, in der wir Gottesdienst halten, müssen zu Fuß zurückgelegt werden, und auf der anderen Seite kann das Foto nur unvollkommen die tiefen Spurrillen wiedergeben, welche das Fahren im Siedlungsweg 7 zu einer Qual für Fahrer und Fahrzeug machen. Wenn der Fahrer aber meinte, damit den Gipfelpunkt der Qual erreicht zu haben, belehrten ihn der Ramal 2 und einige Passagen des Siedlungsweges 4, dass es noch viel schlimmer kommen konnte! Und was auf der Transamazônica noch nicht direkt zu sehen war, zeigte sich am Sonntagmorgen im Siedlungsweg 3, als die starken Rauchschwaden der Brände auf mehr oder weniger weit entfernten Rodungsflächen die Sicht sehr beschränkte und kaum mehr richtig durchatmen ließ. – Die negativen Folgen der Abholzung und der sog. Entwicklung lassen grüßen!

Mit Dank für den Herrgott über die gelungene, wenn auch wegen der Hitze von tagsüber mehr als 35°C im Schatten sehr anstrengenden Fahrt durfte ich am Sonntagabend den gebeutelten Toyota wieder in die Garage stellen – die nächste Fahrt ist für das letzte Wochenende dieses Monats vorgesehen.
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