P. Herbert Douteil CSSp
Jesus-Schriftzug am Flussufer
Diözese Cruzeiro do Sul / Brasilien

Missionsarbeit am Oberlauf des Amazonas

Rückblick anlässlich meines 83. Geburtstags
Cruzeiro do Sul, 24.08.2018

Heute werde ich 83 Jahre alt – 57 Jahre bin ich Priester, davon habe ich 39 im Amazonasgebiet gelebt und gewirkt – und so frage ich mich und antworte denen, die mich fragen, ob es sich gelohnt hat, August 79 die Heimat zu verlassen, die Studierstube aufzugeben und zu den Indios und Gummischneidern in den Urwald zu gehen? Zwar hatte ich eine ungefähre Vorstellung vom Kommenden, hatte ich doch die Missionsbriefe von Bischof Rüth herausgegeben und im Februar 1978 einen Film über seine Arbeit gedreht – doch dann kam vieles ganz, ganz anders, als ich ahnen konnte:

  • Mehr als einhundert Seelsorgereisen in den Urwald mit einigen tausend Taufen,
  • Betreuung der Katukina-Indios und Rettung ihrer Kultur und der Siedler, die aus Südbrasilien zu uns kamen und deren Leben wir retten und seelsorglich betreuen mussten,
  • mehr als abenteuerliche Fahrten mit drei- und vierrädrigen Schlammmotorrädern auf fast unbefahrbaren Schlammpisten;
  • der Aufbau des Kleinen Seminars der Spiritaner und die Mitarbeit im Großen Seminar der Diözese,
  • zweimal für je drei Jahre Generalvikar,
  • Veröffentlichung von etwa 40 Büchern, einige davon wissenschaftlicher, andere katechetischer Art,
  • mit den früheren Katecheten die Gründung der Gruppe der Laienspiritaner,
  • Aufbau einer zahn- und augenärztlichen Klinik,
  • Aufbau der Stiftung "Jesuskind von Nazareth" für momentan mehr als 135 behinderte Kinder und Familien,
  • Gründung von zwei Höfen der Hoffnung für Drogenkranke - einen für Männer und den anderen für Frauen,
  • seit dem 1. Mai 2000 täglich religiöse Radiosendungen


... hat es sich gelohnt?

Die Antwort geben die Hörer der Radiosendungen: „Täglich sind wir mit Ihnen verbunden und hören genau zu“. Der befreundete Facharzt aus Deutschland, der unsere Stiftung von Anfang an begleitet antwortet: „Dieses Jesuskind darf nicht sterben!“. Die Politiker antworten: „Ohne ihre Hoffnungshöfe wüssten wir nicht, wie wir den Drogen und der Gewalt Einhalt gebieten könnten“.

P. Douteil zusammen mit Frauen vom 'Hoffnungshof Maria Magdalena'
P. Douteil zusammen mit Frauen vom 'Hoffnungshof Maria Magdalena'

Die Hoffnung stirbt nicht, dass alle Werke weitergehen, auch wenn ich nicht mehr kann. Denn bei allen sind einheimische Kräfte an verantwortlicher Stelle – und so tut es gut, von den von Drogen freien Männern zu erfahren, dass sie jetzt eine Kooperative gründen wollen, damit die fast 50 Männer, die in den acht Jahren des Bestehens ihres Hoffnungshofes von den Drogen frei wurden, trotz der großen Arbeitslosigkeit eine feste Arbeit finden können. - Wie befreiend war es, gestern Abend nach der Messe bei den Frauen im "Hoffnungshof Maria Magdalena" zu sitzen und ihnen zuzuhören und von ihren Hoffnungen zu erfahren, dass sie einmal von den Drogen freikommen und ein neues Leben beginnen können.

Ob es sich also gelohnt hat? Möge der Leser dieses kurzen Berichtes selbst die Antwort geben!