P. Herbert Douteil CSSp

Diözese Cruzeiro do Sul / Brasilien

Missionsarbeit am Oberlauf des Amazonas

Radioarbeit
Was würde der heilige Paulus heute und in diesem riesigen Urwald tun? Würde er bei seiner Missions-tätigkeit nicht auch Medien, wie das Radio nutzen - wie ich es täglich eine ganze Stunde lang tue und wovon ich ein wenig berichten darf?

Unendliche Entfernungen auf den Flüssen, an deren Ufern die Siedlungen der Menschen liegen - Schwierigkeiten bei den Lehmstraßen der Siedler im Urwald, die sich in den Regenmonaten in unüberwindliche Schlammpisten verwandeln - Ansturm der vielen Sekten, denen die wenigen Priester, Ordensleute und Laienkatecheten nicht gewachsen sein können... wie hier Abhilfe schaffen, wie das Gotteswort allen predigen?

Eine unerwartete Antwort auf dieses drängende Problem gab es für mich ausgerechnet in einem Moment äußerster Schwäche nach einem sehrgefährlichen Unfall mit dem Schlammmotorrad, mit dem ich mich überschlagen hatte und gerade noch mit dem Leben davon gekommen war. Es war in der Woche vor dem 1. Mai 2000, als ich einem Ehepaar beim Adoptionsprozeß im hiesigen Gerichtsgebäude als Dolmetscher helfen sollte und wie ein Häufchen Elend an der Wand lehnte.
Eine vornehme Dame fragte, ob sie mir Wasser bringen könnte - ich nahm den Vorschlag an, und wir kamen ins Gespräch. Sie stellte sich als die Geschäftsführerin eines hier tätigen Radiosenders vor und bat unvermittelt, ich möchte doch ein religiöse Programm gestalten, für das sie bisher vergeblich einen Mitarbeiter gesucht hätte. Es sei allen zu schwierig gewesen, weil es ja einen täglichen Aufwand kostete. Dieses Argument galt bei mir, und so sagte ich sogleich zu und erbat nur eine kleine Vorbereitungs- und Planungszeit bis zum 1. Mai - es sei mein Weihetag, der Beginn des der Gottesmutter geweihten Maimonates und außerdem das Fest des heiligen Josefs - einen besseren Einstand konnte ich mir wohl nicht wünschen!

Seitdem habe ich - jetzt in unserem diözesanen Rundfunk "Verdes Florestas" - täglich drei religiöse Programme in diesem modernen Aeropag: Je fünfzehn Minuten zu Beginn und am Ende der täglichen Sendezeit und am späten Nachmittag 30 Minuten für eine ausführlichere Sendung, in der ich gemeinsam mit meinen Hörern eine Gewissenserforschung halten, das Tagesevangelium lesen und erklären, den Heiligen des Tages als gelebtes Evangelium vorstellen, ein Kapitel des Katechismus erklären und ein Gesätz des Rosenkranzes betrachtend beten kann.
Auf diese Weise ist es mir möglich, in alle Haushalte der weiten Diözese zu kommen, in denen es einen Radioempfänger gibt. Ich kann auf diese Weise auch die Jugendlichen auf Erstbeichte und Erstkommunion und die Firmung und die Erwachsenen auf die Ehe vorbereiten.

Es ist nicht immer leicht, mit dem einzigen Werkzeug, das ich habe - mit der Stimme - jeden Tag neu so lebendig zu sein, wie es das Wort Gottes verlangt, aber ich vertraue darauf, dass es durch sich wirkt, wenn es nur mit bereitem Herzen gehört und aufgenommen wird. Ich stelle mir aber auch immer wieder das Gesicht jenes Bischofs vor, der mich am Ende meines ersten Besuches in Brasilien nach meinem Alter und meinen Zukunftsplänen fragte: "Wie, Sie sind schon 44 Jahre alt und wollen ganz hier in Brasilien arbeiten? Sie tun mir leid - ein alter Papagei lernt ja keine Sprache mehr!"
Nun hören mich die Brasilianer täglich fast eine ganze Stunde und meinen inzwischen, ich sei in Südbrasilien geboren, wo es ja so viele europäisch-stämmige Menschen mit einem meist noch unverkennbaren Akzent gibt, dem meine Aussprache ähnelt.

Da diese Programme immer gleich aufgebaut sind und seit vier Jahren täglich ausgestrahlt werden, hat sich die Hörerschaft nicht nur an sie gewöhnt, sondern wartet auf sie. "Padre, täglich hören wir Ihre Sendung", sagt man mir sehr häufig in den Urwaldgebieten. Viele nehmen auch nach eigenem Bekunden den kleinen Empfänger mit in die Hängematte, um die letzte Abendsendung zu hören und sich damit von Gott und der Welt zu verabschieden...

Die Sendung vom Samstag und Sonntag ist so gestaltet, dass man sie mit den hier so häufigen Kassettenrekordern aufzeichnen und hinterher abspielen kann. So haben auch die Gemeinden im Urwald, wenn sie nur wollen, jede Woche einen vollständigen jeweils aktuellen Wortgottesdienst mit allen Elementen, die man dafür benötigt.

Dass ich auch nach allen Seelsorgereisen ein längeres Interview im Radio zu geben habe, gehört schon zur Routine. Denn ich bin ja praktisch der einzige, der immer wieder in die entlegendsten Gebiete kommt und dort vor Ort beobachten kann, welchen Erfolg - oder auch Misserfolg - die großen und kleinen Projekte der Regierung haben.
Und ich bin der einzige Mund jener Menschen ohne die Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen. Wie oft hörte ich schon das "Lob", das für die Politiker so niederschmetternd ist: "Padre, Sie sind der einzige, der uns jedes Jahr besucht - die anderen kommen niemals oder höchstens, wenn sie vor der Wahl unsere Stimmen wollen. Dann versprechen sie das Blaue vom Himmel, aber halten tun sie hinterher nichts. Der einzige, auf den wir uns verlassen können, sind Sie!"

"Verkündet das Evangelium bis an die Grenzen der Erde!" sagte Christus zu seinen Jüngern damals und heute. Die Apostel gingen zu Fuß von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, auf die Marktplätze, in die Synagogen, in die Privathäuser und sogar auf den Areopag in Athen. Wie dürften wir die Mittel der heutigen Technik nicht nützen, wenn sie uns angeboten werden - selbst und gerade dann, wenn es menschlich gesehen so unmöglich ist wie bei mir in jener Stunde der eigenen Schwachheit???


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