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P. Herbert Douteil CSSp
Novenarium zu Ehren Mariens in Cruzeiro do Sul
Diözese Cruzeiro do Sul / Brasilien

Missionsarbeit am Oberlauf des Amazonas

Novenarium zu Ehren Mariens in Cruzeiro do Sul
Vorgestern feierten wir wie jedes Jahr den letzten Tag des Novenariums des Hauptfestes der Kathedrale, der Stadt und der Diözese - Fest "Unserer Lieben Frau von der Herrlichkeit" - in Deutschland sagen wir "Aufnahme Mariens in den Himmel"

Es war ein heißer, ziemlich schwüler Tag. Die Menschen waren zu Tausenden aus den umliegenden Städten und Gemeinden gekommen, und nicht nur der Religion wegen. Viele Händler waren in der Stadt - es war ein wirkliches Volksfest wie bei der Kirmes in der Heimat, wo sich ja auch nicht alles um den Heiligen dreht. Die Polizei hatte zum Glück nicht all zu viel zu tun - es gab zwischen einigen Indios eine Schlägerei, auch eine Messerstecherei bei den Brasilianern. All dies dient nicht gerade zum Lob Gottes und Mariens!

Um 18:00 begann bei der hereinbrechenden Dämmerung die feierliche Prozession auf dem Vorplatz vor der Kathedrale; es wurden die liturgischen Texte des Festes gelesen und me­ditiert, immer wieder erklangen Lieder, die von einer Sängergruppe vorgetragen wurden, über die Begleitung mit einer elektronischen Orgel kann man sehr geteilter Meinung sein. Nach einer knappen halben Stunde setzte sich die Prozession in Bewegung. An der Spitze war ein Kreuz, irgendwo in der Menge entdeckte ich von der Höhe des Hügels, auf dem das Bischofshaus steht, die Madonna, die von einigen elektrischen Lämpchen erleuchtet war. Welch ein Unterschied zu dem Eindruck, den man von ihr hat, wenn sie in der Kathedrale in ihrer Wandnische steht! Welch ein Unterschied auch im Stil, wenn man sie mit dem riesigen Wandgemälde vergleicht, welches sich an der Stirnwand der Kathedrale befindet und von Lorenz Johannes Heilmair, einem Deutsch-Brasilianer, im Jahre 1978 gemalt worden war! Doch über den Geschmack soll und darf man nicht streiten - "Kein Bild kann ausdrücken, wie schön Du bist, Maria!"

Nach einer knappen Stunde war die Spitze der Prozession wieder an der Kathedrale angelangt. Dort war eine Bühne aufgebaut, auf der die heilige Messe gefeiert wurde. Hauptzelebrant war unser Bischof, fast alle Priester der Stadt und der umlegenden Pfarreien waren zugegen. Die Predigt war einfach und legte wie alle Predigten während der Vorbereitungszeit das Leben Mariens aus, die sich als Jüngerin des Herrn bewährt und uns das Beispiel hinterlassen hat: "Nehmt wenigstens einen guten Vorsatz mit nach Hause und ins Leben, mit dem Ihr Maria nachfolgen könnt!" legte der Bischof allen eindringlich ans Herz!

So ging das Fest zu Ende - welch einen starken Schutz Maria über uns ausgebreitet hatte, konnten wir da noch nicht wissen; das erkannten wir erst gestern, als sich plötzlich ein starkes Gewitter zusammenbraute. Ich war im Radio zu meinem Programm und kam nur mit Mühe durch den herabplatschenden Regen in mein Auto. Der Scheibenwischer schaffte kaum die Regenmenge - die Leute waren wie vom Erdboden verschwunden; daheim las ich ein wenig in einer theologischen Zeitschrift, als plötzlich das Licht wegging und für einige Stunden weg blieb - "Da wird wieder irgend ein Pfosten umgefallen sein", sagte Bruder Albert, unser Elektrikermeister.

Aber es war wesentlich mehr geschehen: Eine unendlich starke Windböe kam vom Fluß über das dortige Geschäftsviertel und riß die gesamte Bedachung des neuen Fischmarktes weg, hob sie hoch und schleuderte sie wie altes Zeitungspapier auf die andere Straßenseite und gegen das dortige Gebäude des Marktes für landwirtschaftliche Produkte. Ein kleiner Junge wurde von einem Händler noch am Arm ergriffen und in ein Ladenlokal gezogen - drei Autos, die auf jener Straßenseite geparkt hatten, wurden zusammengedrückt - kein Menschenleben kam zu Schaden! Wie dankbar müssen wir sein, dass das Novenarium selbst so ruhig verlief, dass dieses Unwetter erst kam, als niemand mehr auf der Straße war!

17.08.2007