P. Herbert Douteil CSSp
P. Herbert Douteil in Kanu
Diözese Cruzeiro do Sul / Brasilien

Missionsarbeit am Oberlauf des Amazonas

Seelsorgsreise mit Hindernissen
06.07.2008

Am Freitag versuchte ich, über die Variante zu fahren, welche Cruzeiro do Sul mit der Transamazônica verbindet – das wären 10 statt 45 km also ein riesiger Abschnitt kürzer! Die Abfahrt war sehr schlecht und gleicht mehr einem Feldweg als einer offiziellen Straße. Als ich dann auf den Sand des Ufergeländes hinabfahren wollte, kam mir Everaldo, der Pfarrer von Rodrigues Alves, entgegen und informierte mich, dass die Ausfahrt noch durch eine dicke Kette gesperrt sei und er deshalb auch hätte zurückkehren müssen. Die Präfektin lasse noch niemanden über diese Strecke fahren, weil sie in den nächsten sechzig Tagen asphaltiert würde und der Verkehr die Arbeiten behindern könnte. Ein wirklicher Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass die Maschinen höchstens je 100 m bearbeiten, die Straße aber so breit angelegt ist, dass ohne weiteres eine Ausweichstrecke angelegt werden kann. Da die Straße aber gesperrt bleibt, muß jeder Wagen 80 km Umweg fahren! Ob das der Präfektin die für die Wiederwahl im Oktober benötigten Stimmen und Sympathien einbringen wird, wage ich doch sehr zu bezweifeln! – Aber was tun? Ich nahm zähneknirschend und notgedrungen den um so vieles weiteren Weg.


Die Abfahrt zur Fähre war mehr ein Feldweg...

Das Treffen mit den Katecheten war gut, wenn auch am ersten Tag nur fünf kamen – am Samstag kam der Rest, lediglich zwei der Katecheten fehlten. Es gab auch einige Schwierigkeiten wegen Umstellung von der "alten" auf die "neue" Zeit. Die Leute wollen es noch nicht begreifen, dass Brasilien durch ein Dekret des Präsidenten, welches von einem acreanischen Senator angeregt wurde, wegen der ökonomischen Verhältnisse von dreien eine Zeitzone abgeschafft hat und es besser ist, von vornherein jetzt die Uhr umzustellen. Allerdings ist es für die Kinder sehr schwer, die schon in der völligen Dunkelheit von daheim zur Schule müssen, wenn sie um 7 Uhr pünktlich sein wollen. Wenn sie aus einem Siedlungsweg kommen und vielleicht zwei Stunden Fußmarsch zu bewältigen haben, ist es unmöglich, die vielen Löcher zu sehen – mit einem Wort: Es ist praktisch unverantwortlich, nur um des Gesetzes wegen auf der Einhaltung der frühen Urzeit zu bestehen. Auf Bitten der Eltern habe ich schon eine Eingabe an die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung vorbereitet, dass man es den jeweiligen Präfekten überlassen möge, wann die erste Schulstunde beginnen solle.

Gestern hatte ich auch den monatlichen Besuch bei den Indios. Dieses Mal nahmen vier am Kurs teil. Sie wollen beim nächsten Mal nur bis Samaúma fahren, da in Bananeira niemand teilnehmen will. – Hinterher hatte ich noch eine gut besuchte Abendmesse in einer Schule – konnte in der Sakristei der Kapelle Sª Rita schlafen, ehe es heute zum vielleicht schwersten Wochenenddienst ging:

Die erste Messe in Sª Luzia war wegen der Zeitumstellung nicht so gut besucht wie sonst – aber das wird sich wohl beim nächsten Mal schon eingespielt haben, wenn hier die Tage länger geworden sein werden (wir sind ja auf der Südhalbkugel, wo der kürzeste Tag des Jahres am 23. Juni ist!).


Schutzengel bei Überquerung einer gefährlichen Brücke...

Danach ging es Richtung "Schule Pe. Heriberto" im Ramal 13. Ich wurde gewarnt, dass ich über eine sehr gefährliche Brücke über den São José müsste, sie sei am Samstag unter einem schwer beladenen Holztransporter zusammengebrochen. Als ich vor ihr stand, schaute ich mir die Sache schnell an und fuhr hinüber – aber wie viel Glück muß ich dabei gehabt haben! Der Katechet, der auf der Ladefläche stand, rief von oben, dass eines der Räder schon frei über dem Abgrund geschwebt hätte...


Schule im Ramal 12

Die Schule war ganz bis auf den allerletzten Platz gefüllt, und die Kinder saßen neben mir in einer dicht gedrängten Schar auf dem Boden. Beim nächsten Besuch werde ich taufen – in der Messe dankten wir für das erhaltene Leben, hinterher bat ich, dass die Leute mir für die Rückkehr ihre Schutzengel liehen.


Die Brücke hatte genau die Wagenbreite. So dass mich die mitfahrenden Katechten einwiesen.
Es blieb auf keiner Seite eine Handbreit übrig...

Die Rückfahrt nach Cruzeiro do Sul verlief ohne Schwierigkeiten, ja, es ging auf dem Ramal 3 sogar so schnell wie nie. Ich konnte sogar im 4. Gang und stellenweise an die 80 km/h fahren – das hatte es bisher noch nie gegeben. Denn die Baufahrzeuge hatten alle Löcher geflickt, alle Spurrillen ausgeglichen und mit einer Schafsfußwalze alles platt gewalzt. Wenn es nicht so viel regnen würde, könnte man es so lassen und bräuchte nichts zu asphaltieren. Es geht das Gerücht um, dass man elf Kilometer dieses für die Produktion von Maniokmehl wichtigen Ramals noch in diesem Jahr asphaltieren werde ("Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube", heißt in Goethes Faust). Daheim habe ich schnell ein Bad genommen, ein wenig geruht und soeben einige Mails zur "Fazenda da Esperança" (Farm der Hoffnung) beantwortet, so dass es auch damit weitergehen kann!