P. Herbert Douteil CSSp
Bauernhof der Hoffnung im Bau
Diözese Cruzeiro do Sul / Brasilien

Missionsarbeit am Oberlauf des Amazonas

Das Neueste und Aktuellste aus dem Fernen Westen
Cruzeiro do Sul, den 08.03.2016

Zur politischen und sozial-ökonomischen Lage Brasiliens

Was die politische und sozial-ökonomische Lage Brasiliens angeht, so stehen hier die Zeichen auf Sturm und Rezession – auf Sturm in politischer Hinsicht. Denn endlich sind die Ermittler auch gegen den früheren Staatspräsidenten Lula tätig geworden, haben in seinem Haus und den Büroräumen seiner Stiftungen Hausdurchsuchungen durchgeführt und sogar Lula selbst vernommen.

Heute steht die Entscheidung über das Amtsenthebungsverfahren gegen Dilma, seine Nachfolgerin, auf dem Programm des Obersten Gerichtes. Lula war Staatspräsident, als der größte Korruptionsskandal, der Brasilien jemals erschüttert hat, beim großen staatlichen Konzern Petrobras begann und wovon Lula angeblich niemals etwas gewusst hat. Und Dilma, seine Nachfolgerin im Präsidentenamt, war damals die für diese Firma verantwortliche Ministerin.

Die Folgen dieses Korruptionsskandal sind außenwirtschaftlich der starke Verlust der Glaubwürdigkeit. – Brasilien wird ähnlich wie Griechenland auf den Börsen als „Ramschnation“ gehandelt und hat eine sehr starke Rezession zu verzeichnen. Wurde der Real vor einem Jahr am 10.3.15 noch mit 3,1:1 gegenüber dem Euro gehandelt, so fiel der Wert bereits auf jetzt 4,25:1.

Innenpolitisch haben die Folgen die Ärmsten zu tragen, weil nun auch die Inflation wieder zu traben beginnt. Die Regierung hat die schlechteste aller Möglichkeiten ergriffen, nämlich den für einen Sparkurs eintretenden Finanzminister gegen einen für die Lockerung der Bremsen beim Geldausgeben aktiven Nachfolger eingetauscht. Das verspricht für das beginnende Vorwahljahr, wo erfahrungsgemäß von der regierenden Partei die Geldschleusen zum Stimmengewinn noch mehr geöffnet werden, wirklich nichts Gutes!

Projekt "Jesuskind von Nazareth"

Wir müssen uns natürlich auf diese Lage einstellen. Beim Jesuskind können wir nicht mehr sparen, als wir es tun, können keine weiteren MitarbeiterInnen entlassen, ohne das Werk selbst zu gefährden. Zum Glück habe ich noch einige Rücklagen, kann auch auf die Spenden der Wohltäter in Deutschland hoffen und mit ihnen rechnen. Ich werde nach Ostern auch den Übergang zu den Grundstücken in unserem neuen Stadtviertel São Francisco asphaltieren und befestigen lassen. – Auf den Staat kann ich ebenso wenig warten, wo der Gouverneur mir mindestens dreimal persönlich eine Asphaltierung versprochen hat, wie auf die Stadtregierung, so dass ich die nun ohne Schwierigkeiten auch bei Regen erreichbaren Grundstücke werde verkaufen können, womit ich dann auch für das Jesuskind wieder etwas Luft zum Atmen bekomme.

Projekt "Bauernhof der Hoffnung"

Beim "Hof der Hoffnung" haben wir ebenfalls das getan, was wir konnten. Die Bäckerei und die Hühnerzucht funktionieren zumindest für den Hausgebrauch, der große Hallenbau für die anderen Werkstätten der Fischverarbeitung, der Seifensiederei und die Schulungsräume sind praktisch fertig, die Schweine unserer Mästerei wachsen und gedeihen und werden bald auch von den Großunternehmern, mit denen wir den Vertrag haben, abgenommen und vergütet, auch wird das Haus für die Franziskanerinnen, welche die geistliche Betreuung unserer Leute übernommen haben, in diesen Tagen fast fertig.
Leider sind die Maschinen für die Fischverarbeitung noch nicht hier, sondern warten etwa 1.100 km entfernt von hier in Porto Velho auf einen kostengünstigeren Transport. Die Transamazônica ist von Rio Branco bis hier für Lastwagen wegen schlechtester Straßenbedingungen und zur Vermeidung von noch schlimmeren Schäden vorläufig gesperrt, so dass wir noch etwa zwei bis drei Monate warten müssen, bis wir auch dieses Standbein der Fazenda werden belasten können. Da wir aber alle unsere Fische bereits verkauft haben, werden wir bis dahin die neue Generation vorbereitet haben.

P. Fritz Siegers veröffentlicht Buch über seine Arbeit

Buchtitel

Heute fliegt unser Mitbruder Pe. Fritz Siegers nach seinem Arbeitsaufenthalt nach Deutschland zurück. Er hat die vielen von ihm in seiner Zeit als Pfarrer der Kathedralpfarrei gegründeten Kindertagesstätten und Gemeindezentren besucht. Darüber berichtet er in seinem überaus lesenswerten Buch „Das Abenteuer der Güte“, das er zunächst in Eigenleistung veröffentlicht und an Freunde vertrieben und zumeist verschenkt hat, das jetzt aber auch beim katholischen B. Kühlen-Verlag in Mönchengladbach ins offizielle Verlagsangebot kommen soll. Dieses Buch hat mein Mitbruder auf mein Drängen auch im Portugiesischen neu bearbeitet. Gemeinsam haben wir es vor zwei Wochen in der „Biblioteca pública“ vorgestellt. Inzwischen habe ich eine Neuedition vorbereitet, wobei ich die Fehler entfernte und die Fotos aus der deutschen Fassung übertrug, einarbeitete, formatierte. Die Mitbrüder in Südbrasilien werden sich um einen größeren katholischen Verlag bemühen, damit dieses Buch auch hier in Brasilien allgemein bekannt wird und damit auch die Tätigkeit der Spiritaner-Pioniere, denen dieses Buch gewidmet ist.

Buchvorstellung in der „Biblioteca pública“

Buchvorstellung in der „Biblioteca pública“

Buchvorstellung in der „Biblioteca pública“

Meine neue Funktion beim Ehegericht

Die erste Sitzung des Ehegerichtes zur Lösung der offensichtlichsten Ehenichtigkeitsfälle hat noch nicht stattgefunden. Ich bin zwar am 2.2. zum Vorsitzenden Richter vom Bischof offiziell ernannt worden, doch kann unser Gericht nur dann tätig werden, wenn die Mitbrüder in den Pfarreien die Vorarbeit der Faktenerhebung geleistet und uns die Unterlagen zugeleitet haben. Hoffen wir, dass wir vielen unserer Katholiken helfen können, so dass sie wieder die Sakramente werden empfangen können!

Radiosendung und weitere Tätigkeiten

Bei meinen Radiosendungen habe ich jetzt einen recht großen Vorrat, da ich das Programm für Pfingsten schon habe aufzeichnen können. Das bedeutet, dass ich jetzt einige Tage „Ferien“ machen kann – ich nütze sie z.B. am Freitag und Montag zum Beichthören bei den Schülern und Schülerinnen in der Schule der Dominikanerinnen und zum Lesen einiger Bücher über die Geschichte des Acre und der Mission im Amazonasgebiet – wie viel habe ich doch noch zu lernen!!