P. Herbert Douteil CSSp
Bauernhof der Hoffnung
Diözese Cruzeiro do Sul / Brasilien

Missionsarbeit am Oberlauf des Amazonas

Aktuelle Infos aus Brasilien

Cruzeiro do Sul, 29. Juli 2015

Hier ist in den letzten Tages einiges passiert: Gerade hatten wir eine Versammlung der Leitung des „Jesuskindes“, da der Besuch unseres „Hausarztes“ Lothar am Sonntag für uns leider zu früh schon zu Ende geht und er seine Eindrücke zusammenfassen kann. Sie sind sehr gut – einige Nachrichten sind sogar überaus erfreulich. Ich schrieb z.B. früher einmal von Rita de Cassia, die körperlich schwerst behindert ist und fast gar nicht schreiben konnte. Sie hat aber jetzt die Hochschulreife erreicht und ist so weit, dass sie auch dort sehr gute Noten bekommt und sogar eine eigene Bloggerseite zur Verteidigung der Rechte behinderter Menschen unterhält. Andere junge Leute sind zwar noch nicht ganz so weit wie Rita, doch auch bei ihnen zeichnet sich ab, wie gut sie nun im Leben zurechtkommen. Sehr gut ist auch die Übersicht über die große Zahl von Kursen für die Eltern, die wir in Zusammenarbeit mit der Präfektur haben geben und sogar Arbeitsstellen, die wir haben vermitteln können. Sobald Lothar seinen Bericht schriftlich niedergelegt hat, werde ich ihn wieder auf der eigenen Homepage und der der Stiftung veröffentlichen.

Blatther

Gestern habe ich wieder meinen Monatsbesuch auf dem "Hof der Hoffnung" in Mâncio Lima gemacht. Bei der Messe war ich wieder sehr ergriffen, wie die vierzehn jungen Män­ner gesungen und gebetet haben. Nach der Messe erzählten sie von ihrem Leben – es wurde wieder einmal klar, wie wichtig unsere drei Grundsäulen der Tätigkeit sind: Arbeit – Freundschaft – Religion, wobei die Religion die am tiefsten gehende Wirkung hat. In dieser Woche werden die Franziskanerinnen wieder ihre geistliche Woche halten – wir können nur sehr dankbar für diese Zusammenarbeit sein! –
Was die Bäckerei angeht, so sind die zwar gekauften Maschinen da, leider aber wurden dreiphasige Motoren geliefert. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie gegen die zweiphasigen ausgetauscht und dann in Betrieb gesetzt werden. Auch sind die Maschinen für die Filetieranlage bestellt. Allerdings müssen wir da erst noch den Bau für die Werkstatt weiterführen und die Fliesen legen lassen – das wird zwar noch einige Wochen dauern, doch wachsen inzwischen die Fische in ihren Teichen. Sechs Tonnen soll dann die Ernte ergeben. –
Der Fußweg durch den Urwald ist auch geöffnet und angelegt, so dass wir möglichst bald mit der Erhebung der Bäume und Pflanzen beginnen können. Doch dazu muss erst der Streik an der Hochschule in Rio Branco beendet sein. Es geht hier um die Aufstockung der Gehälter der Professoren. Ob die jetzige äußerst angeschlagene (Nicht-mehr-)Regierung allerdings eine Gehaltserhöhung wird durchführen können, ist mehr als fraglich, weil nach den unglaublichen Korruptionsskandalen einfach kein Geld mehr vorhanden ist. So ist auch die Transamazônica in einem äußerst kritischen Zustand, so dass wir damit rechnen müssen, dass sie in den nächsten Wochen ganz geschlossen werden muss. Das wird bedeuten, dass auch die Waren für den Handel nicht mehr durchkommen, Güter fehlen werden und die Inflation bei uns hier am Ende der Welt noch mehr wachsen wird als schon im ganzen Land.

Von mir gibt es im Moment nichts Neues zu berichten: täglich nehme ich meine religiösen katechetischen Radioprogramme auf, feiere täglich die heilige Messe entweder bei den Schwestern, bei der Laiengemeinschaft Shalom, in zwei Kapellen der hiesigen Gemeinden oder hier in unserer wunderschönen Hauskapelle gemeinsam mit unserem Bruder Albert. Die Wanderstatue der Muttergottes der Kathedrale hat inzwischen reihum fast alle Kapellen der Pfarrei besucht. Nun bereiten wir uns auf das große Fest mit der großen Prozession am 15. August vor – es ist die Jahrhundertfeier dieses Festes, des zweitgrößten religiösen Festes in Nordbrasilien, zu der jeweils immer mehr als 30.000 Menschen zusammenströmen.

In den letzten Wochen konnte ich die Korrektur eines sehr ungewöhnlichen und höchst wichtigen Buches lesen. Es handelt sich um die Übersetzung eines Buches, das aus vielen Einzelinterviews des aus Guinea stammenden, früher einmal mit 32 Jahren jüngsten Erzbischofs der Welt und jetzt in Rom wirkenden Kardinals Konrad Sarah mit dem Originaltitel der französischen Urfassung „Dieu o rien“ – „Gott oder nichts“, entstanden ist, das bald im Fe-Verlag auf Deutsch erscheinen soll. Gleichzeitig korrigiere ich die portugiesische Übersetzung des unglaublich packenden Buches des Selbstzeugnisses unseres Mitbruders Fritz Siegers, das auf Deutsch schon seit 2013 unter dem Titel „Missionar am Amazonas“ vorliegt und aus den beiden Teilen „Zurückschauen, aber auch weitergehen“ und „Das Abenteuer der Güte“ in einem Band zusammengefasst ist. Ein Buch, das auch hier in Brasilien hoffentlich viele, viele Leser finden wird, die dann auch sich erinnern werden, wie unsere Mitbrüder sich hier bis zum Letzten aufgerieben und aufgeopfert haben!